Editorial
Sehr geehrte Hilbig-Leser,
dieses Foto zeigt Wolfgang Hilbig 1983 in Leipzig. Es ist das Jahr, als mit stimme stimme sein einziges DDR-Buch erscheint. Zwei Jahre später geht Hilbig in die Bundesrepublik, wo er ungehindert publizieren kann. Mithin fragen auch wir im Herbst 2015 nach der „Freiheit“ – der Freiheit des Schreibens in den beiden Gesellschaftssystemen und dem Preis dafür. In einer zweiten Veranstaltung geht es ums Titelgedicht von stimme stimme, in dem Das trunkene Schiff Rimbauds zerborsten durch den DDR-Alltag treibt. Wir laden Sie zu beiden Veranstaltungen sehr herzlich ein.
Mit herbstlichen Grüßen,
Katrin Ernst Vorstandsvorsitzende
Soirée
Auch im diesjährigen Leipziger Literarischen Herbst, dem Literaturfestival unserer Stadt, rauschen die poetischen Blätter. Am 22. Oktober sind in Leipzig-Plagwitz Gedichte von Wolfgang Hilbig und Radjo Monk zu hören: Lyrik, an Rimbaud geschult, der von Zeit zu Zeit durch die Zeilen wandelt – nachts durch die Ardennenwälder, tags am Stuttgarter Neckarufer entlang. Begleiten Sie ihn auf dieser poetischen Soirée und fahren Sie auf den „Trunkenen Schiffen“ des 21. Jahrhunderts in den Herbst hinaus ...
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Seitenblick
Die Freunde der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft informieren über weitere Höhepunkte des Herbstes: Auf die Spuren von Fritz Rudolf Fries begibt man sich am 25. Oktober in Leipzig-Lindenau, ergänzt von einer Ausstellung in der Buchhandlung Seitenblick. / Am 27. Oktober hat die liebevoll recherchierte Geschichte der Leipziger Universitätskirche Premiere. Denn auch die Erinnerung an mehr als ein halbes Jahrtausend sakralen Lebens wurde mit der Sprengung 1968 ausgelöscht.
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Subversiv
Inzwischen ist es 30 Jahre her, dass Wolfgang Hilbig mit der DDR auch der Zensur und Bespitzelung den Rücken kehrte. Ihr allgegenwärtiges Auge hielt die Staatssicherheit bereits seit 1968 auf den schreibenden Arbeiter gerichtet, der bei der legendären Motorbootlesung als „feindlich-negativer Nachwuchsschriftsteller“ auffiel. Hilbigs Weggefährte Siegmar Faust, Initiator der Motorbootlesung, ist am 12. November mit Michael Ostheimer im Gespräch: über die Freiheit der Veröffentlichung, politische und pragmatische Zwänge, Subversivität und die DDR als „ästhetische Eigenzeit“.
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A celebration of Wolfgang Hilbig
Unter diesem Motto stellt Isabel Cole in San Francisco Wolfgang Hilbigs Erzählungsband Der Schlaf der Gerechten in englischer Übersetzung vor. Ganz so weit muss man aber nicht reisen, interessiert man sich für The sleep of the righteous. Dass Bücher von Hilbig in 15 Sprachen, aber seit diesem Jahr erstmals ins Englische übersetzt sind, feiert ein Abend für Wolfgang Hilbigim Brecht-Haus Berlin. Die englische Podiumsdiskussion beleuchtet am 19. Oktober sowohl den Erzählungsband als auch den Roman „I“.
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Im Radio
Das Hörspiel Nachtgeschwister, provisorisch verknüpft die Romane Nachtgeschwister von Natascha Wodin und Das Provisorium von Wolfgang Hilbig. Es beschreibt die Zeit ab Mitte der 1980er-Jahre im geteilten, dann vereinigten Deutschland und das obsessive Zusammenleben eines Ost-West-Schriftstellerpaars. Das Hörspiel mit Martina Gedeck und Christian Redl läuft am 29. November auf SWR 2. – Hörfreunde finden derzeit außerdem auf Bayern 2 eine Sendung über Wolfgang Hilbig.
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