Die Texte Wolfgang Hilbigs fordern fortgesetzt Literaturwissenschaftler zur Forschung und Künstler verschiedener Genres zur Adaption heraus: Theaterinszenierungen entstehen, Film, Fotografie, Gemälde, aber auch Essay und Gedicht. Weitere Kontexte, in denen Hilbigs Werk steht, sind literaturgeschichtliche und Literaturbetrieb und -kritik. Eine Auswahl dieser "Kontexte" finden Sie hier.
Künstlerisches
"Außenansichten" ist eine im Sommer 2017 im Klingspor-Museum, Offenbach, gezeigte Ausstellung von 37 neuen, innovativen Bucheinbänden zu Wolfgang Hilbigs Gedichtband "Bilder vom Erzählen". Nicht gebundene Exemplare des Gedichtbandes wurden von Studierenden dreier Kunsthochschulen im Wettbewerb um die sechs besten Arbeiten mit einem neuen Cover versehen. Das Projekt wurde von Monika Steinkopf (Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft) und dem Verlag S. Fischer realisiert.
Mit "Monolog aus einigen Tagen meines Lebens" gastieren Corinna Harfouch, Catherine Stoyan und Felix Kroll seit 2017 an verschiedenen Bühnen, unter anderem am Deutschen Theater Berlin und am Schauspielhaus Hannover. In ihrer szenisch-musikalischen Lesung präsentieren sie Wolfgang Hilbigs Texte mit großer Emotionalität und dramaturgischer Finesse.
"The Sleep of the Righteous" heißt der von Wolfgang Hilbigs gleichnamigem Buch (Übertragung ins Amerikanische: Isabel Cole) inspirierte Song des walisischen Musikers "Monsters Cave", der 2017 auf dem Album "The Universe of my Mind" erschien. "Monster Cave", mit bürgerlichem Namen Andy Bentley, schrieb der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft über die Erzählungen, die ihn zu diesem Album inspirierten: There is nothing like the atmosphere of those novels. Truly original stuff.
"Wolfgang Hilbig 75", 2016 in der Lyrikreihe "Poesiealbum" erschienen, versammelt Gedichte von 55 Schriftsteller/-innen für und über Wolfgang Hilbig. Das von Literaturredakteur Volker Hanisch (Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft) herausgegebene Poesiealbum wurde von der Stiftung S. Fischer gefördert.
Das Hörspiel "Nachtgeschwister, provisorisch" wurde 2014 von Mitteldeutschem Rundfunk und Deutschlandradio aus dem Theaterstück "Nachtgeschwister" (siehe unten) entwickelt, das auf Romanen des ehemaligen Künstlerpaars Wolfgang Hilbig und Natascha Wodin basiert. Die Hauptrollen sprechen Christian Redl und Martina Gedeck, die Musik komponierte Steffen Schleiermacher. Nachzuhören hier.
"Das Meer in Sachsen", ein von der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft gefördertes Bühnenprogramm, hatte Premiere am 31. August 2013 zum Leipziger "Tag der Industriekultur". Dieter Kalka und Volker Hanisch interpretieren "Industrietexte" Hilbigs wie "Die verlassene Fabrik", "Der Durst", "windmühlen wassermühlen", die sich in gefühlvollen musikalischen Zwischenstücken Dieter Kalkas wie "Der Mann aus Stein" oder "Mühlenlied" widerspiegeln. - Hier ist das Programm nachzuhören (die ersten fünf Minuten O-Ton Wolfgang Hilbig aus dem "Off" lassen sich überspringen).
Die Bühnenfassung des Poems "Prosa meiner Heimatstraße" in der Inszenierung von Leopold von Verschuer (Dramaturgie Uwe Kolbe) wurde uraufgeführt im Rahmen des " Internationalen Poesiefestivals" am 14. Juni 2013 in der Berliner Akademie der Künste.
Zwei Bühnenstücke nach Hilbig-Texten: "Alte Abdeckerei" und "Er, nicht ich" von und mit Andrej Kaminsky kamen in der Spielzeit 2012/2013 am "Schauspiel Leipzig" auf die Bühne - "Alte Abdeckerei" als lecture performance, "Er, nicht ich" als originelles Mehrpersonenstück, bei dem das Publikum einem Spiel der Identitäten und den Akteuren auf verschiedene Bühnen folgt.
"Nachtgeschwister", ein Theaterstück, adaptiert zwei autobiografische Romane: Wolfgang Hilbigs "Das Provisorium" (2000) und Natascha Wodins "Nachtgeschwister" (2009). Das Stück unter der Regie von Anja Schneider feierte im März 2012 im Berliner Theater unterm Dach Premiere.
Die Fotoserie "Hilbigs Heimat" von Thomas Steinert, zuletzt ausgestellt 2012 in Leipzig, ist eine Hommage an Wolfgang Hilbig: Bilder von Landschaften und Industriegebäuden im mitteldeutschen Braunkohlerevier 1974 bis 1995, von denen es im Begleittext der Galerie heißt: "In seinen radikalen Schwarz-weiß-Fotografien hat Thomas Steinert die vom Braunkohleabbau geprägten und zerschundenen Landschaften festgehalten, in denen Hilbigs Prosa ihre Wurzeln trieb."
Der Film "Wolfgang Hilbig. Eine Erinnerung" von Siegfried Ressel wurde erstmals 2011 bei 3sat ausgestrahlt: In der alten Meuselwitzer Bahnhofshalle kommen Freunde Hilbigs ins Gespräch über den Dichter, sein Leben und seine Texte, die - eine intensive Hörerfahrung - von Corinna Harfouch eingesprochen sind. Sequenzen von Hilbigs Meuselwitz (Bahnhof, Industrieanlagen, Felder) vervollkommnen die "Erinnerung".
Der Komponist Georg Katzer vertonte drei Hilbig-Texte. Die Stücke "Ophelia" (1994), "La fabbrica abbandonata" (2005 und 2010, als Musikdruck bei Edition Gravis) und Grenzüberschreitung nach Hilbig (2004) werden immer wieder von verschiedenen Ensembles gespielt.
Helmut Zapf komponierte einige Werke nach Wolfgang Hilbig. Neben Gedichtvertonungen wie "rechenschaft" (verschiedene Fassungen, 2004-2011) und "die sorgenvollen gesichter" (2004) sind, inspiriert von Letzterem, weitere Musikstücke entstanden: "wenn der winter kommt", "still und leer", "wo jetzt hingehen", "herbstschwer". Alle Werke sind bei Helmut Zapf zu bestellen.
Literaturbetrieb/Feuilleton
In der Fernsehreihe "Zur Person", eines der wichtigsten Interviewformate im öffentlich-rechtlichen Fernsehen seit 1963, befragte Günter Gaus den Schriftsteller Wolfgang Hilbig. Das Gespräch mit Wolfgang Hilbig wurde 2003 ausgestrahlt.
Das Interview mit Wolfgangs Hilbigs Meuselwitzer Jugendfreund Dieter Stasiak ist eine der interessantesten zu Hilbigs 75. Geburtstag 2016 produzierten Radiosendungen, ausgestrahlt beim Leipziger Sender "Radio Blau". Feature von Dieter Kalka, vierte Folge der Beulenspiegel-Reihe.
Im Jahr 2002 wurde Wolfgang Hilbig mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Der Preis der "Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung" gilt als die höchste literarische Auszeichnung Deutschlands.
Im Jahr 2002 erhielt Wolfgang Hilbig den Peter-Huchel-Preis für das Buch "Bilder vom Erzählen" und las zur Preisverleihung seine Gedichte. Dies sowie die Laudatio von Gregor Laschen und Hilbigs Dankrede kann man auf der Internetseite zum Huchel-Preis nachhören.
Lyrikline. listen to the poet! Zehn Gedichte, von Wolfgang Hilbig eingelesen, finden sich auf der umfassenden Seite dieses internationalen Internet-Lyrik-Projekts. Man kann sie nachhören und in verschiedenen Nachdichtungen (englisch, französisch, türkisch) anzeigen lassen.
Literaturwissenschaft
"Hilbigs Lyrik - ein Traumbuch der Moderne?" - das Symposium am 6. und 7. Oktober 2017 im Heinrich-Haus, Paris, war Teil Zwei der in Berlin und Paris stattfindenden Doppeltagung zu Wolfgang Hilbig. Auftakt zum Symposium bildete ein Literaturgespräch am 5. Oktober im Goethe-Institut, Paris.
Zu Teil Eins der in Paris und Berlin abgehaltenen Doppeltagung "Wolfgang Hilbig und die (ganze) Moderne" war vom 1. bis 3. Juni 2017 die deutsche, französische und polnische Hilbig-Forschung im Literaturforum im Brecht-Haus, Berlin, zu Gast.
"Asozialität und Aura - Wolfgang Hilbig und die Romantik", unter diesem Titel richtete die Klassikstiftung Weimar am 12. und 13. Mai 2016 die erste Tagung im "Internationalen Wolfgang-Hilbig-Jahr 2016/17" aus. Der Tagungsband ist inzwischen erschienen.
Zentrales Thema der Germanistik in Frankreich war 2012-2014 Wolfgang Hilbigs Roman "Ich": Die "agregation d'allemand" machte dieses Buch für zwei Jahre zum Gegenstand der akademischen Forschung und Lehre. Die Beiträge der Auftaktkonferenz 2012 in Paris und der 2013 in Lyon abgehaltenen Tagung sind inzwischen erschienen - als eigenständige Publikation unter dem Titel "'Ich' de Wolfgang Hilbig" und im Heft 204 der Zeitschrift "Allemagne d'aujourd'hui".
Zur Vorlesungsreihe "Stasi als Thema in der Literatur" im Jahr 2002 an der Universität Tübingen hatte Dozent und Organisator Franz Huberth auch Wolfgang Hilbig eingeladen. Ein Videomitschnitt der etwa einstündigen Vorlesung mit Hilbig (einschließlich Diskussion und Lesung aus dem Roman "Ich") steht im Internet zur Verfügung. Weitere Gäste der Vorlesungsreihe waren z. B. Wolfgang Emmerich, Karl Corino, Kerstin Hensel, Uwe Kolbe und Joachim Walther.