Im Doppeljubiläumsjahr 2021/22 für Wolfgang Hilbig waren drei Ausstellungen der Künstler Johannes Heisig, Reinhard Krehl und Katja Enders-Plate zu sehen. Für die letzte Schau im Literaturhaus Leipzig, die sich in 30 Arbeiten mit Hilbigs Landschaften auseinandersetzte, entstand eine Besonderheit - die Grafikmappe "Salix". Sie beinhaltet fünf ausgewählte Blätter aus dem von Katja Enders-Plate geschaffenen gleichnamigen Radierzyklus.
Die Blätter sind inspiriert von Wolfgang Hilbigs Erzählungen, ihren Schauplätzen und der Landschaft um die Stadt Meuselwitz - wie Wuitz-Mumsdorf mit dem verfallenen Gebäude der ehemaligen Maschinenfabrik - Betriebsteil 6, dem Betriebsteil der phantasierenden Trunkenbolde (W. H. "Die Erinnerungen") und dem Heizhaus, einst Wolfgang Hilbigs Arbeitsplatz. Beigegeben ist ein Text des Literatur- und Kunstkritikers Michael Hametner. Er hatte die Ausstellung eröffnet und zuvor ein Gespräch mit der Malerin und Grafikerin über Wolfgang Hilbigs Bildwelt geführt.
Das Netzwerk aus Dichterworten, so Hametner, ging über in ein Netzwerk aus Linien, die hineinstreben in eine Zwischen-Welt. So sind sich Katja Enders Plate und Wolfgang Hilbig eines Tages auf den Zinkplatten im Atelier der Künstlerin begegnet. [...] Wir sehen Linien, die weggefressen werden, Flecken als Spuren der Verwandlung, die in Wolfgang Hilbigs Prosa ständig anwesend ist. Er sah in seinen Jahren als Heizer immerfort Kohle in Asche zerfallen. Das Blatt ARBEITSPLATZ geht mit der Technik der Weichgrundätzung in der Bildperspektive auf diesen, Materie verwandelnden Feuerofen zu. [...]
Die fünf Blätter tragen die Titel Nuit blanche -- Alte Abdeckerei -- Arbeitsplatz -- Nie war Natur so nah und Kippe. Die Mappe ist auf fünf Exemplare limitiert.
Kippe, Aquatinta-Ätzradierung, 29 x 21,5 cm